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BESUCH DER BEHINDERTENWERKSTATT "LIFEGATE" IN BEIT JALA(WESTJORDANLAND)

Zur Weihnachtszeit findet man auch in Halle einen Stand der Behindertenwerkstätten, der unter dem Namen "Lifegate" im Westjordanland gefertigte Weihnachtsartikel verkauft.

Auf unserer Erkundungsreise durch Israel besuchten wir "Lifegate Rehabilitation" im Westjordanland und sprachen mit dem Begründer, Burghard Schunkert, sowie einer Mitarbeiterin der Einrichtung, die aus Wilsdruf (Sachsen) stammt. Uns wurde die Einrichtung gezeigt und wir konnten dort gefertigte Artikel kaufen.

Doch zuvor musste eine "Grenze" überschritten werden, die keine Grenze ist: die Trennungslinie zwischen dem "israelischen Kernland" und dem palästinensischen Autonomiegebiet (Zone A), das als "Westbank" bzw. "Westjordanland" bezeichnet wird. Bekannterweise steht dort die Mauer, die bis zu 8 m hoch ist. Sie steht nicht zwischen Jerusalem und Bethlehem/Bei Jala, sondern befindet sich direkt an der Stadtgrenze bzw. verläuft auf Stadtgebiet, was das Problem noch verschärft. Der Übergang an der Straße zwischen Jerusalem und Bethlehem hat den Namen "Checkpoint 300". Man kann ihn (mit den entsprechenden Dokumenten) mit einem Fahrzeug oder zu Fuß überqueren. Wir mussten unseren israelischen Bus verlassen (auch den israelischen Guide ließen wir zurück), überquerten den Übergang zu Fuß (beim Hinweg wurden wir nicht kontrolliert - nur auf der "israelischen Seite" wird kontrolliert) und wurden auf der anderen Seite von zwei arabischen Guides mit zwei Fahrzeugen erwartet, die uns zum Reha-Zentrum "Lifegate" und zur Geburtskirche fuhren. Gelbe Taxen, grüne Nummernschilder, palästinensische Polizei - Zeichen einer relativ autonomen anderen Welt innerhalb von Israel.

"Lifegate" hat gerade ein neues Gebäude (modern, groß, hell - trotzdem vielfältig gesichert) bezogen, deshalb musste die neue Adresse erst einmal erkundet und gefunden werden. Die Behindertenwerkstatt befindet sich in Beit Jala, ein Nachbarort von Bethlehem, wobei für Ausländer "hinter der Mauer" alles wie Bethlehem erscheint.

Der Einzug ins neue Gebäude ist noch nicht vollständig realisiert. Einige Räume sind noch Baustelle. Trotzdem macht die Behindertenwerstatt mit Förderschule den Eindruck, modern und zweckmäßig eingerichtet zu sein. In einem Prospekt zur Einrichtung heißt es: "... und besitzt eine Ausbildungswerkstatt mit Servicebereich, eine Beschützende Werkstatt, die Arbeitsplätze für Menschen mit Körperbehinderungen anbietet, eine medizinische Abteilung, die Außendienstarbeit, die Menschen mit Behinderungen im ganzen Westjordanland betreut, sowie eine besondere Frühförderarbeit für Kinder mit einer geistigen und körperlichen Behinderung und ihren Müttern." An anderer Stelle heißt es weiter: "Unter der Leitung von Burghard Schunkert arbeitet ein Team von 42 palästinensischen Christen, die in friedlichen Zeiten mit deutschen Mitarbeiter(innen) auf Volontärbasis unterstützt werden. Das bedeutet, daß sie außer Kost und Logis lediglich ein Taschengeld bezahlt bekommen... Lifegate ist bei den palästinensischen Behörden als gemeinnützige Einrichtung anerkannt. ... LIFEGATE Rehabilitation ist eine interkonfessionelle christliche Einrichtung. Die von LIFEGATE betreuten Körperbehinderten sind Christen und Muslime."
Interessant war die Bemerkung von Burghard Schunkert zur Zusammenarbeit mit den Behindertenwerkstätten in Halle: man erwarte gerade die Freigabe von etlichen in Halle ausgemusterten Maschinen, die aber noch funktionstüchtig seien und in Beit Jala aufgestellt werden sollen.
Wir sahen Holz-, Keramik- und textile Gegenstände, die wir vom Hallenser Weihnachtsmarkt kennen, die hier in Beit Jala von jungen Erwachsenen angefertigt werden.  
Wir übergaben unsere Geschenke an die Einrichtung (drei Rucksäcke mit Lernspielzeug und von den Teilnehmern privat Mitgebrachtes) und nahmen einen sehr positiven Eindruck von der Einrichtung mit. Jedem ist klar, dass die erfolgreiche Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen im Westjordanland stark von der politischen Situation und dem Wohlwollen der Behörden auf beiden Seiten der "Mauer" abhängt.  
Auf dem Rückweg fiel am Checkpoint der sehr lange Gitterkäfig auf, durch den man gehen muss, um auf die andere Seite zu kommen. Deprimierend! Diesmal wurden wir kontrolliert. Wir erreichten die "israelische Seite" und wurden dort schon von unseren israelischen Begleitern erwartet.

Ergänzung vom 15.05.13: Burghard Schunkert war für einen Tag zu Gast in Halle. Er besuchte die Behindertenwerkstätten in Halle, vereinbarte dort weitere gemeinsame Aktivitäten und sprach am Abend auf Einladung der DIG in der Theologischen Fakultät über "Lifegate".

Weiterführende Links
- Beit Jala auf Googlemaps
- Lifegates deutschsprachige Webpräsenz
- Spendenseite bei betterplace.org
- Information mit Film über die Behindertenwerstatt beim Bayerischen Rundfunk
- Facebook-Seite von Lifegate Rehabilitation
- Youtube-Film über das neue Gebäude und ein Gespräch mit B. Schunkert (46 Minuten lang, sehr zu empfehlen!)
- Youtube-Film über den Checkpoint 300 (deutsche Touristen, die Jerusalem besuchen und einen Abstecher nach Bethlehem machen werden ebenfalls diesen Checkpoint durchschreiten oder -fahren müssen)

Ergänzung v. 29.05.13: Unser ehemaliger Schüler und Abiturient Leopold Hentschel hat bei einem einjährigen Zivildienst in einem SOS-Kinderdorf in Palästina ebenfalls Erfahrungen in Israle/Palästina gesammelt, die er in einem Blog im Netz veröffentlich hat --> Über diese Seite gelangt man zum Blog; unser damaliger Schulleiter, Herr Buckendahl, hatte auch auf der HP der IGS auf Leos Aktivitäten hingewiesen (Link zum Schularchiv)

[Bk 02-05-13]