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KURT GÖTZ (KÜNSTLERNAME CURT GOETZ) UND DAS STADTGYMNASIUM

Kurt Götz: 17.11.1888 - 12.09.1960

Peter Sodann hat mit einer "Denkmal" hinter dem nt den Fakt ins Bewußtsein der Hallenser gesetzt, dass Curt Goetz durchaus auch als Hallenser gesehen werden kann. Das von ihm (Sodann) gern zitierte Wort von Curt Goetz bezog sich auf den Hauptbahnhof Halles, der ...

Frau Ingeborg von Lips hat mit dem jüngst erschienenen Büchlein "Mit diesem Hallischen Blick" (im historischen Archiv der IGS vorhanden) auf das literarische Werk von Curt Goetz aufmerksam gemacht. Sie zitiert aus "Peterhans von Binnigen" (im historischen Archiv der IGS vorhanden), worin auch vom Unterricht im Stadtgymnasium die Rede ist (Kurt Götz gibt da seine gymnasialen Schulerfahrungen zum Besten).

Im Rathaus Halles wurde im Sommer 2010 eine Ausstellung über Curt Goetz und Gottfried August Bürger eröffnet. In dieser ist auch eine Kopie des Zeugnisses von Kurt Götz (Schreibweise seines bürgerlichen Namens beachten) zu sehen, die ihm die "wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst" (Vorstufe des Reifezeugnisses) bescheinigt. Für unser Haus von Interesse: das Zeugnis aus dem Jahre 1906 wurde nicht vom Direktor (Friedersdorff) unterschrieben, sondern vom "Oberlehrer Dr. G. Riehm".

Im Rahmen der Aktion "Halle liest" finden 2010 eine Menge Veranstaltungen des Heimatbundes statt, wie z. B. Buchlesungen. Vielleicht wäre es sinnvoll, Frau von Lips in unsere Schule einzuladen und eine Buchlesung in der Aula durchzuführen, in der Kurt Götz vor 104 Jahren wahrscheinlich  sein Zeugnis ausgehändigt bekam.   
Ergänzung: Frau von Lips hat in der überfüllten Stadtbibliothek einen sehr lebhaften Vortrag zu Curt Goetz gehalten (s. Foto rechts). Sie wurde dabei zu einer ähnlichen Veranstaltung in die Schule eingeladen. Sie  und ihr Mann nahmen die Einladung dankend an. 

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aus: "Die Memoiren des Peterhans von Binningen"
(erster Band von dreien; wurde noch von Curt Goetz selbst verfasst)

Ostern 1906 bestand Peterhans von Binningen - er hieß natürlich anders, kein Mensch heißt Peterhans von Binningen - bestand Peterhans von Binningen zu seiner und seiner Freunde Überraschung das Einjährig-Freiwilligen-Examen am Stadtgymnasium zu Halle an der Saale.
Halle an der Saale war eine reizende Stadt!
Doch!
Es soll zugegeben werden, daß kein Mensch, der die Große Ulrichstraße passierte, sich darauf versteift hätte, nun auch die Kleine kennenzulernen; und in der Geiststraße mußte auch ein mit Heuschnupfen Bewaffneter feststellen, daß hier infolge der zahlreichen beiden Delikatessengeschäfte der Käse nicht nur über den Geist triumphierte, sondern auch über die Braunkohle, die sonst allenthalben ihre führende Rolle behauptete in jenem charakteristischen Dreigestank von Kohle, Käse und essigsaurer Tonerde, der wie eine Glocke über der Stadt hing und in der für die Bürger zum Einatmen bestimmten Luft lag, einer Luft, die auch durch die Wiederausatmung seitens der Hallenser nicht besser wurde.
Dennoch und um so bemerkenswerter ist es, behauptet der Chronist, daß obige muffige, sauere Atmosphäre, von Generationen inhaliert, verarbeitet und wieder abgegeben, auf das Kultur- und Geistesleben der Hallenser fast ohne Einfluß blieb. Denn Halle war eine kunstsinnige Stadt, und viele große Musiker hat sie in ihren Mauern verborgen gehalten.
Auch die Studenten liebten diese Stadt. Nicht so sehr wegen ihrer Universität als um ihrer Mädchen willen, die sich wiederum nicht so sehr durch besondere Schönheit auszeichneten als durch eine entwaffnende Natürlichkeit, mit der sie sich gaben, wie sie waren, und so oft man es von ihnen verlangte. Der Erfinder des Ausspruchs:

In Halle tummeln sich die Jungfrauen
wie die Walfische in der Saale

war natürlich ein elender Zyniker, wenn auch anerkannt werden muß, daß er ein ausgezeichneter Kenner der faunischen Verhältnisse der Saale und ihrer Nebenflüsse gewesen sein muß; denn diese Gewässer führen wirklich keine Walfische.
Anstelle der fehlenden Walfische umspült die Saale im Tal romantische Inselchen. Zum Beispiel die Rabeninsel. Sie wird ihrer traulichen Abgeschiedenheit wegen von den Liebenden sehr gesucht und bald darauf ihrer Mücken wegen von eben diesen Liebenden verflucht. Dabei soll man froh sein, daß es nur Mücken sind und nicht Raben, die sich bei der Auswahl ihrer Angriffsobjekte so wahllos gebärden.

Und dann die Burgen!
An der Saale die Burgen!
Wer kennt sie nicht: die Moritzburg und die Ruine Giebichenstein! Welch trutzige Festen! Erst kürzlich übertrotzten sie das Tausendjährige Reich, ohne sich umtaufen zu lassen.

An der Saale hellem Strande
Stehen Burgen, stolz und kühn.
Ihre Dächer sind zerfallen,
Und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin...

Moritzburg
Der Rabe von der Insel
Das ist nett von den Wolken.

Und das müssen sie ja auch, es sei denn, daß sie vorzögen, um diese zugigen Ruinen einen Bogen zu machen.
Neben der Saale gibt es noch die Gerbersaale. Sie fließt mitten durch Halle, ist etwas gelber als ihre große Schwester. In ihrem Gefälle wurden Wellenbäder für die Hallenser errichtet. Manche führen auch die trübe Färbung auf die Gerber zurück, die dort ihr Handwerk treiben.
Wenn wir noch des Galgenberges Erwähnung getan haben, wo in alten Zeiten die Hallenser gehenkt wurden, so bleibt nur noch übrig, die Hallische Zwiebelleberwurst hervorzuheben. Und die Hallische Knackwurst. Auch die sogenannte Schlackwurst. Und in diesem Zusammenhang die Halloren. Halloren sind Hallenser, die die toten Hallenser beerdigen. Sie haben das Privileg, dem jeweiligen Landeshaupt zum Neujahrestage eine Riesenschlackwurst und etwas Salz überbringen zu dürfen, wofür sie eine neue Fahne und ein Pferd erhalten. Daß sie aus dem Pferd die nächstjährige Schlackwurst machen, ist nicht verbürgt. 

Fast hätten wir das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vergessen!
Da reitet auf der Alten Promenade, gegenüber von Grüns Weinstuben, der alte Kaiser Wilhelm I., begleitet von Bismarck und Moltke - die zu Fuß gehen müssen - , in einem geräumigen Wasserbassin spazieren. Zwei nackte Meermädchen sind ganz außer sich über den hohen Besuch, fassen sich vor Entzücken an die dicken Busen - jede an den eigenen natürlich - und übergeben sich vor Freude. In hohem Bogen spritzen sie ihre Ergebenheit dem Monarchen vor die Hufe. Er sieht aber auch zu prächtig aus, der weißhaarige, ehrwürdige alte Herr in dem weiten wallenden Mantel der neuen Felduniform. Daß der greise Feldherr in der Eile der Mobilmachung seinen Helm vergessen hat, merkt man kaum. Barmherzige Studenten stülpten ihm in einer besonders kühlen Nacht eine Studentenmütze auf, die aber von der Feuerwehr wieder heruntergeholt wurde, weil sie erstens zu klein war und zweitens ganz schief gesessen hatte, so daß es aussah, als ob die drei Herren Grüns Weinstuben nicht erst zustrebten, sondern diese gerade verlassen hätten. Jedenfalls hatte der Streich zur Folge, daß nachträglich das Haupt des Monarchen mit einem Helm versehen wurde, während Bismarck und Moltke weiterhin die ihren - die Helme, nicht die Häupter - in den Händen tragen müssen, was ihnen im Sommer eher angenehm sein dürfte. Und im Winter ist das Denkmal sowieso mit Brettern vernagelt.

Der Marktplatz ist nun freilich schön. Mit seinem Händel-Denkmal und seiner Marienkirche. Wenn diese innen so schön ist, wie sie von außen zu sein verspricht, so fällt das weniger ins Gewicht, da sie - wie alle evangelischen Kirchen - meistens geschlossen ist.

Das Schönste an Halle - nach der Überzeugung weitgereister Leute, sofern sie sich nicht genieren, diesen alten Witz anzubringen - sei jeoch Halles Hauptbahnhof, der infolge seiner Eigenschaft als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt eine ideale Gelgenheit biete, diese Stadt nach allen Himmelsrichtungen zu verlassen.

Glaubt ihnen nicht! Halle an der Saale beherbergt Peterhans von Binningens Schülerliebe!

Sie war, ist und bleibt also eine reizende Stadt!"

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Textquelle: http://www.ifhas.de/halhalhal/hallunken/c_goetz/textgoetz.htm

Hervorhebungen B. Budnik 

[Bk, 10-07-10; letzte Aktualisierung 18-08-10]

"HALLE LIEST 2010"

Teil des Curt-Goetz-Denkmals am nt 

"Man soll die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass die Dinge so kommen, wie man sie nehmen möchte." Quelle 

"Halle liest 2010"  in der Stadtbibliothek Halle

Zeugnis des Stadtgymnasiums ... 

... mit der Unterschrift von Oberlehrer Gottfried Riehm

Grab von Curt Goetz und Valerie von Martens auf dem Waldfriedhof in Berlin (Heerstr.)
Foto: Wikipedia-Artikel zu Curt Goetz

Frau Ingeborg von Lips bei ihrem Vortrag über Curt Goetz in der Stadtbibliothek. Nach Recherchen von Frau von Lips war Kurt Götz selbst in der Klasse Gottfried Riehms. Sein 4 Jahre älterer Bruder Hans hat ebenfalls das Stadtgymnasium absolviert. Bis jetzt ist unklar ist, warum beide nicht im Riehmschen Adressverzeichnis der Abiturienten (einschl. der Abgänger) des Stadtgymnasiums zu finden sind.
Fotos: B. Budnik