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EIN WEITERES JÜDISCHES SCHICKSAL: DER SCHÜLER ALBERT MÜLLER

Dank der Informationen des "Gedenkbuches für die Opfer des Holocaust in Halle" (Projekt des Südstadt-Gymnasiums) lässt sich in groben Zügen das Leben von Albert Müller (1878 Halle - 1942 Vernichtunslager Sobibor) rekonstruieren. Albert Müller wird als Abiturient Nr. 532 von Ostern 1897 im Riehmschen Adressverzeichnis der Abiturienten des Stadtgymnasiums aufgelistet. Sein Wohnsitz war 1910 in Halle, Magdeburger Str. 34 I. Als Beruf gibt das Adressverzeichnis Rechtsanwalt an (Dr. jur.). Nach dem Adressverzeichnis von 1931 und 1937 wohnte er in der Zeppelinstr. 21 (heute Albert-Schweitzer-Str. 54) und war immer noch als Notar und Rechtsanwalt  tätig (1931). 1937 heißt es bei der Berufsbezeichnung: Vermögensverwalter. Das Gedenkbuch gibt Auskunft darüber, dass Albert Müller im I. WK Soldat war und im Krieg ein Bein verloren hatte. Jura studierte er in Würzburg und Leipzig. In Halle führte er eine Anwalts- und Notariatspraxis. Das in Emil L. Fackenheims Autobiographie abgedruckte Nazi-Flugblatt aus Halle (s. Website zu Emil L. Fackenheim), das zum Boykott jüdischer Ärzte, Rechtsanwälte und Läden in der Stadt aufrief, nennt auch "Dr. Albert Müller, Gr. Steinstr." Ähnlich dem Schicksal anderer jüdischer Intellektueller in Halle wurde er nach der Kristallnacht 1938 in Halle verhaftet und für zwei Monate im KL Sachsenhausen interniert. Nach seiner Freilassung war er bei verschiedenen Arbeitgebern in Halle tätig (aber nicht mehr als Rechtsanwalt) und wurde am 30. Mai 1942 "nach Osten" deportiert. Sein Todesdatum in Sobibor/Distrikt Lublin wird mit dem 3. Juni 1942 angegeben. 

Quellen:
www.gedenkbuch.halle.de/gbdatensatz.php?num=199 (auf der Seite befindet sich auch ein Foto der Familie Müller)
- "An Epitaph for German Judaism - From Halle to Jerusalem - Emil Fackenheim", The University of Wisconsin Press, 2007

[Bk 30-03-11]
 

NSDAP-Flugblatt aus den 1930er Jahren aus Halle; Quelle Fackenheim-Biografie