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FESTLICHE ERÖFFNUNG VON "HALLE LIEST"

Am 31. März 2011 wurde im überfüllten Operngebäude der Stadt Halle die neue Lesereihe festlich eröffnet. (s. a. MZ-Artikel). Ungeachtet dessen, dass einige geladene Gäste mit Rang und Namen "verhindert" waren, war es wohl für die anwesenden Oberschüler, Lehrer und Lesefreunde ein gelungener Abend, der das von Frau v. Lips initiierte Thema "Deutsch-Jüdische Literatur und eine Universitätsstadt" einleitete. Da wir als Schule im Gebäude des ehemaligen Statgymnasiums dabei eine ganz besondere Rolle spielen würdigte Frau v. Lips unsere Schule durch freundliche Erwähnung und sandte einen Gruß vom Podium an Lehrer und Schüler der IGS (dafür danken wir auch ganz herzlich). Dies war Entschädigung dafür, dass der hallische Wirtschaftsdezernent, der an Stelle von Frau Szabados den Abend eröffnete, leider zur Begrüßung nur die städtischen Gymnasien erwähnte.
Das von Ingeborg v. Lips herausgegebene Lesebuch "Kein falsches Bild" wurde erstmalig verkauft. Auch darin finden wir als Schule Erwähnung, da auch wir einen klitzekleinen Teil zum Inhalt beitragen konnten. Wenn man bedenkt, dass vor 3 Jahren unter einem historischen Bild unseres Schulhauses noch der Name eines seit 9 Jahren nicht mehr existierenden Gymnasiums stand, hat sich doch allerhand in der Akzeptanz unserer Schule getan.
Die Titelseite des Büchleins verweist schon auf einen Namen, der mit einem ehemaligen Abiturienten des Stadtgymnasiums zu tun hat und über den auf den Seiten der AG Spurensuche schon berichtet wurde: BAUCHWITZ. Abgebildet ist das ehem. Kaufhaus Bauchwitz auf dem Markt; zur Schule ging in unserem Haus Kurt Bauchwitz. Bemerkenswert die Leidenschaft, mit der Ingeborg v. Lips über den "Hobbyliteraten" Kurt Bauchwitz spricht (er war später als Rechtsanwalt in Halle tätig). Mehrmals rezitierte sie Gedichte von ihm. Bekannt ist, dass er schon als Abiturient mit Aphorismen glänzte (s. Buch "Heim-Findungen", dass wir im historischen Schularchiv haben). Eine gewollte (oder auch ungewollt zufällige) Verbindung gab es mit dem am 2. April 2011 85 Jahre alt gewordenen Edgar Hilsenrath, da beide - Hilsenrath und Bauchwitz - in Nachbarhäusern in der Bernburger Straße wohnten (s. Artikel zum 85. Geb. von E. Hilsenrath).
Einen weiteren Bezug zu unserer Adresse gab der Beitrag über Anselma Heine, der jüdischen Schriftstellerin, die uns gegenüber in der weißen Villa an der Ecke Luisenstr./Kuckhoff-Str. wohnte (ihr Büchlein "Ein Rundgang" ist im Archiv als Kopie vorhanden).
Ein dritter Bezug zu uns  war durch die Grußworte von Prof. Max Schwab von der Jüdischen Gemeinde zu Halle gegeben. Vorfahren von ihm - Julius Schwab und seine Söhne - waren Schüler am Stadtgymnasium gewesen.
Viertens und Letztens ging es um Emil Fackenheim, zu dem schon einiges auf den Seiten der Spurensuche geschrieben wurde.
Aber auch die anderen jüdischen Schriftsteller, die nichts mit dem Stadtgymnasium direkt zu tun hatten, sind natürlich der Erwähnung wert. So wohnten zum Beispiel Geschwister von Lion Feuchtwanger (Bella und Martin F.) 20 Jahre in unserer Stadt und bereicherten das geistige Leben Halles.

Der übergreifende Gedanke bei Allem war wohl, dass unserer Kultur wesentliche Elemente verloren gingen, als der bemerkenswerte jüdische Anteil durch die Nazis getilgt wurde. In dieser Hinsicht soll die Veranstaltungsreihe einiges wieder in Erinnerung rufen und wir hoffen, dass dem auch so sein wird.  
Als Schule macht es für uns Sinn darüber nachzudenken, welchen Beitrag wir dazu leisten können.

[Bk 03-04-11]

Ausschnitt aus dem Programm "Halle liest"
Das gesamte Programm kann hier heruntergeladen werden.

Markt: ehemaliges Möbel-Kaufhaus H. Bauchwitz (bis 1929) - Foto von Max Strauch (Quelle: in Fliegenkopf-Verlag 2000, Hrsg. Stadtarchiv Halle, "Richard Robert Rive: Beiträge zum Wirken des hallischen Oberbürgermeisters ...", S. 158; Buch ist im Besitz des histor. Schularchivs)

... und heute das Thalia bzw. Wöhrl-Kaufhaus an Stelle der Firmen Lewin, Bauchwitz und König (Foto: Bk)