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PROF. MAX SCHWAB IN DER AULA DER IGS.HALLE

Am Montag dem 27. Juni wurde an der Schule die Projektwoche eröffnet. Die Klasse 7b (Tutoren Fr. Vogel und Fr. Olschewski) hatte sich ein schwieriges Thema vorgenommen: Holocaust und Juden in Halle. In Vorbereitung der Woche wurde in der AG Spurensuche nach Material über ehemalige jüdische Schüler des Stadtgymnasiums nachgefragt. Da Informationen zu mehreren jüdischen Abiturienten vorliegen konnte auf einiges Material verwiesen werden (s. a. Projektseite im Internet). Die Eröffnung der Projektwoche für die Klasse war ein würdiger Anlass dafür, den Hallenser Prof. Max Schwab einzuladen.  Max Schwab hatte auf der Veranstaltung "Halle liest - Deutsch-jüdische Literatur aus Halle" in Aussicht gestellt, dem historischen Schularchiv die Kopie des Reifezeugnisses seines Vaters, Julius Schwab, der 1909 sein Abitur an der Schule machte, zukommen zu lassen.  Die Schüler erfuhren von den tragischen Lebenslaufen vieler Familienmitglieder und Verwandten der Schwabs in Halle und warum gerade die Zwillinge Günther und Max Schwab die Nazizeit in Halle überleben konnten.  Herr Schwab zeigte den Schülern Schreiben aus der Nazizeit an die Familie, die z. B. auch die Zwillinge Günther und Max Schwab als Kinder verpflichtete, den Judenstern an der Kleidung zu tragen. Er erzählte über das Leben in der jüdischen Gemeinde der Stadt, das ab 1933 immer stärkeren Beschränkungen unterlag. Es wurde ein Foto aus dem Buchenwald-Archiv gezeigt, dass jüdische Männer auf dem Apellplatz zeigt, denen die Haare geschoren wurden. Diese wurden - so wie sein Vater - kurz nach der Kristallnacht verhaftet und für mehrere Wochen bzw. Monate in Konzentrationslagern inhaftiert. Besonders interessierte uns natürlich das weitere Schicksal seines Vaters. Nach der Entlassung aus dem KZ Buchenwald wurde Julius Schwab verpflichtet, innerhalb von 4 Wochen Deutschland zu verlassen. Er ging nach Holland und wurde dort wiederum interniert. Einige Zeit konnte Julius Schwab als Hausdiener arbeiten. Kurz vor einer Aufforderung, sich zu einem Transport zu melden, übergab er wichtige persönliche Unterlagen - darunter das Reifezeugnis aus dem Stadtgymnasium - an einen Freund. Dieser "Transport" war die Deportation nach Auschwitz. Dieser Zug fuhr über Halle. Wie Max Schwab bei Recherchen in den 50er Jahren in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau feststellte, wurde sein Vater nach der Ankunft in Auschwitz nicht registriert, d. h. er wurde sofort vergast. Nach Ende des Krieges wurde ein Päckchen mit den persönlichen Unterlagen von Julius Schwab nach Halle an die Mutter geschickt. So gelang das Zeugnis wieder an seinen Ausstellungsort zurück. - In Halle gibt es einen Stolperstein für Julius Schwab am Riebeckplatz vor dem Maritim-Hotel. An dieser Stelle befand sich das Wohnhaus der Familie Schwab. Es wurde in den letzten Kriegswochen bei einem Bombardement Halles zerstört.

In einem kurzen Gespräch mit dem Schulleiter, Herrn Paschkowski, bemerkte Max Schwab, dass er sehr angetan war von dem Treffen mit den Schülern und dem Programm, dass das Gespräch einleitete. Herr Paschkowski übergab zum Andenken die IGS-Tasse und eine Federmappe mit IGS-Logo.

Als Gast nahm an der Veranstaltung auch Erika Wielebinski von der Freiwilligenagentur teil, die am 14. Juli um 16 Uhr im Marthahaus eine Lesung zu Emil L. Fackenheim durchführen wird. Sie hat dazu Teile aus der englischsprachigen Autobiografie Fackenheims übersetzt, die ihr aus dem historischen Schularchiv der IGS zur Vergügung gestellt wurde.



Teil des Reifezeugnisses von Julius Schwab (Abitur 1909), das uns freundlicherweise von seinem Sohn, Max Schwab, in Kopie übergeben wurde.

Prof. Dr. Max Schwab wurde 1991 in die Leopoldina gewählt. 1999 verlieh ihm die Geologische Vereinigung die Ehrenmitgliedschaft.

[Bk 27-06-11]