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LESUNG - GASTARBEITERKINDER

Kinder von Gastarbeitern – wie fühlt man sich da?

Am Montag, dem 19. August konnten die Einführungsphasenklassen der IGS. Halle Am Steintor in ihrer Schulaula an einer interessanten Lesung teilnehmen.

Teil 1:  Familienlegende
Der Autor schreibt in der Biografie „Familienlegende“ über seine Geschichte als Sohn eines Gastarbeiters aus der Türkei. Er erzählt von seinen Eltern und wie sie sich beim Maulbeerenpflücken verliebt haben. Außerdem beschreibt er, dass seine Eltern über viele Ecken miteinander verwandt sind und die Beziehung ein paar Probleme mit sich bringt. Er erzählt von Ereignissen aus seiner Kindheit, da von dass er sehr früh das lesen gelernt habe, weil sein Vater es wollte, dass er was aus seinem Leben gemacht hat. Außerdem berichtet er von einem dramatischen Ereignis als Kind, als er fast an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben wäre. Der Autor war Einserschüler und konnte so den Wunsch seines Vaters erfüllen und was aus seinem Leben machen. Er wird und ist Lehrer in Berlin.
Fazit: Er hat seine Geschichte sehr authentisch herübergebracht, man konnte sich gut reinversetzten.            In seiner Lesung hat er versucht, ein paar Humoreinlagen einzubringen. Außerdem machte er während der Lesung einen sehr sympathischen Eindruck gemacht. Seine Leseart war  sehr angenehm, wodurch es nicht langweilig wurde. Allerdings hat er sich manchmal verlesen oder ist in der Zeile verrutscht, aber das ist nicht tragisch gewesen, da seine Geschichte sehr interessant war.

Teil 2: Mein Weg zum Ich
Miki Do schreibt in ihrer Biografie „Mein Weg zum Ich“ über ihre Geschichte als Tochter eines Vertragsarbeiters aus Vietnam und ihrem Weg zur Selbstfindung.
Do und ihre Zwillingsschwester sind während ihrer Kindheit viel alleine, weil ihre Eltern lange arbeiten.         Ihr Vater verkauft Textilien, aber konnte wenig bis gar kein Deutsch. Also muss Miki Do einige Dinge erledigen, die andere Kinder in ihrem Alter nicht tun, z.B. telefonieren oder wichtige Dinge organisieren.          Sie isoliert sich und wusste bis um Studium nicht, wer sie ist und wo sie hingehört. Dennoch ist Miki Do Einserschülerin, fühlt sich jedoch von anderen Kindern wegen ihrem ‘‘fremdartigen“ Aussehen gemobbt.  Sie bleibt einsam und niemand weiß es. Ist Do nun Deutsche oder Vietnamesin? Sie beantwortet die Frage sinngemäß so, dass sie anfängt sich wohler zu fühlen als sie immer besser Vietnamesisch spricht und begreift, dass sowohl Vietnam als auch Deutschland Teile von ihr sind.
Fazit: Miki Dos Geschichte war auch sehr interessant. Die Art, wie sie über sich gesprochen hat und beschrieb wie sie sich isolierte, war sehr fesselnd, man wollte immer mehr hören und wissen, wie die Geschichte weiterging. Es war spannend gewesen zu hören, wie sie sich fühlte, da sie es so rübergebracht hat, dass man sich ein wenig in ihre Lage reinversetzen konnte.                                                                       Außerdem beantwortete sie gut die vielen Fragen, die von den Schülern im Anschluss an die Lesung gestellt wurden. Sie hat so auch nochmal deutlich gemacht, wie es ist zwei Heimatländer zu haben.
(H. D. Klasse A27/2)



Bericht über die Lesung
Am 19.08.2024 durften Schülerinnen und Schüler der Oberstufe der bekannten Lesung ,,Daughters and sons
of Gastarbeiters“ lauschen. Serkan Deniz, geboren 1974, und Nga Do aka Miki Do, geboren 1996, berichten,
mit welchen Herausforderungen, aber auch Vorteilen, sie in ihrer Jugend in Deutschland konfrontiert waren.
,,Das Gegenteil von Gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“ Ein Satz, welcher sich wie ein roter
Faden durch die Geschichte von Serkan Deniz zieht. Er erzählt uns die Liebesgeschichte seiner Eltern,
welche sich in der Türkei, ihrem Geburtsort, beim Maulbeerenpflücken 1964 verliebt haben und von den
vielen Hindernissen, welche ihnen bevorstanden. So glich ihre Geschichte einem Drama von Schiller, in
welchem die Kabale, repräsentiert durch ihre Familie selbst, gegen eine Hochzeit der beiden waren. Doch
gegen aller Wünsche hin heirateten sie. Ein Ende war das aber allemal nicht. Nachdem seine Eltern und seine
Schwester 1970 nach Deutschland kamen, arbeiteten beide als Schichtarbeiter in einer Fabrik. Serkan wird
schon im frühen Alter das Lesen und Schreiben beigebracht, was ihm den Eintritt in den Kindergarten
erleichterte. In der Grundschule wurden in allen Klassen, außer in seiner, Kinder ohne und jene mit
Migrationshintergrund gemischt aufgeteilt. Bis zum Gymnasium wurde er religiös erzogen. Dem Glauben kehrte er später jedoch den Rücken.
In ,,Mein Weg zum Ich“ erzählt Miki Do eine ähnliche Geschichte. Ihr Vater, geboren in Vietnam, war einer der 60000 Vertragsarbeiter. Er kam 1988 nach Deutschland. Die DDR versprach eine Zukunft, geprägt von
Reichtum. Doch mit dem Fall der Mauer endeten auch die Arbeitsverträge. Jeder, der in Deutschland bleiben
wollte, musste sich von Grund auf eine neue Existenz aufbauen. So kaufte ihr Vater bei Fabriken, die nicht
mehr produzieren konnten, Stoffe, schneiderte sie um, verkaufte sie auf dem Markt und wurde selbstständig.
Mit genug Geld war es ihm möglich, zurück nach Vietnam zu gehen, seine Frau zu heiraten und diese mit
nach Deutschland zu nehmen. Miki Do und ihre Schwester, welche bald darauf geboren wurden, erfuhren
bereits in der Schule Ungleichbehandlung. So glaubte ihre Lehrerin ihr nicht, dass sie selbst einen Aufsatz
fehlerfrei schreiben konnte, denn es passte nicht zu ihrem Aussehen. Aufgrund ihres beständigen Alleinsein wurden ihre Eltern, die kaum Deutsch verstanden, zu einem Elterngespräch vorgeladen, mit Miki Do, als
Übersetzerin. Mit dem Heranwachsen wuchs auch die Diskriminierung. Beleidigungen waren alltäglich. Während ihre Eltern zurück nach Vietnam wollten, denn das sahen sie als ihr Zuhause an, wusste Miki Do nie wirklich, wohin sie gehört. Im Erwachsenenalter fand sie, über das Aneignen der vietnamesischen Sprache, letzten Endes doch in beiden Ländern den Ort, dem sie sich zugehörig fühlt.
Miki Do und Serkan Deniz sind sich einig: Integration führt über Sprache. Wir entscheiden, welches Land
unsere Heimat ist, nicht andere. Schlussfolgernd ermahnten sie, Deutschland sei offener geworden,
jedoch muss Integration muss in dem Land erfolgen, in welches Menschen auswandern wollen oder
müssen. Zu denken, man ginge nach einiger Zeit zurück und das Erlernen der Sprache sei deshalb nicht
vonnöten, sei ein Trugschluss. Integration, komme von zwei Seiten.
Wir bedanken uns für eine solch aufschlussreiche Einführung in das Thema. Nicht nur war es außerordentlich interessant, sondern auch nahbar durch die persönlichen Geschichten von über
Personen. Danke.
(Franka A27/1)