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TRIALOG-PROJEKT ZUM NAHOSTKONFLIKT AN DER IGS HALLE AM STEINTOR

Ein Deutsch-Palästinenser und ein Jude mit israelischen Wurzeln sprachen am Freitag, dem 25.10.2024 mit 60 Schülerinnen und Schülern an der IGS über Israel und Palästina.

Wie kann man über den 7. Oktober und seine Folgen mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen? Das Trialog-Projekt wagt diesen Versuch und ist an Schulen unterwegs, um Kindern und jungen Erwachsenen Raum für Emotionen und Fragen zu geben.

Eran Bar-Am ist in Israel geboren und aufgewachsen und vor 20 Jahren nach Deutschland emigriert. Seine Augen leuchten, wenn er von seinem Leben in Tel-Aviv erzählt, dem Leben vor dem Scheitern des Friedensprozesses, seinem Leben vor dem täglichen Terror in dieser pulsierenden Stadt am Meer. Sein Sohn soll in Frieden aufwachsen, daher entschließt sich die Familie das Land zu verlassen. Heute steht der Pädagoge vor Schulklassen, erzählt seine eigene berührende Geschichte in seiner Rolle als Friedensaktivist aber auch über die Zwänge als wehrpflichtiger Soldat in Israel. Eran Bar-Am engagiert sich für den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen, möchte Brücken bauen, um gemeinsam eine friedlichere Zukunft zu gestalten.

Zakkariyya Meißner, dessen Vater aus Gaza stammt, findet es als Deutsch-Palästinenser besonders herausfordernd, sich dem Thema Nahost-Konflikt zu entziehen. Der oftmals unsachliche und polarisierende öffentliche Diskurs, insbesondere in Deutschland, ist für ihn Beweggrund, sich als Trialogpate ehrenamtlich zu engagieren. Damit möchte der Islamwissenschaftler zur Versachlichung des Nahost-Konflikts beitragen und Räume schaffen, in denen Menschen sich fair und offen mit dem Thema auseinandersetzen können.

Die beiden engagierten Trialog-Paten brachten als Betroffene des Konfliktes einerseits die jüdische/israelische und andererseits die palästinensische Identität mit in das Gespräch ein. Den Schülerinnen und Schülern wurde die Möglichkeit gegeben, ihre Gedanken, Emotionen, aber auch kontroversen Ansichten zu äußern, sie zu diskutieren und selbst zu reflektieren.

"Ich denke, dass ich das erste Mal das Gefühl habe, den Konflikt und die parallele Geschichte Israels und Palästinas verstanden zu haben" - eine von vielen positiven abschließenden Rückmeldungen von Schülern zum Trialog, die Mut machen, weiterhin solche Projekte zu initiieren und ihnen an unserer Schule Raum zu geben.

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Das Trialog-Projekt ist ein multiperspektivisches Gesprächsformat über den Nahostkonflikt, das von Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann initiiert wurde. Ausgehend vom Ausbruch des Krieges in Israel und in Gaza am 7. Oktober 2023 und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Folgen, einschließlich der starken Emotionalisierung, widmet sich das Projekt der großen Herausforderung, das Thema im Raum Schule besprechbar zu machen.

Das Ziel der Trialoge ist, gemeinsam mit jungen Menschen einen Ort des gegenseitigen Zuhörens, der Verständigung, des Aushaltens und des Wachsens zu schaffen. Emotionales Erleben in allen seinen Facetten einen Raum zu geben. Es geht darum, den enormen emotionalen Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler, die der Konflikt mit sich gebracht hat, zu kanalisieren, sie zu verstehen und dadurch auch den Prozess des Verarbeitens und des Heilens anzuregen. Gleichzeitig soll dem großen Unwissen über die verschiedenen Grautöne und den zunehmenden menschenfeindlichen Vorurteilen und den zahlreichen Verschwörungstheorien im Zusammenhang des Nahostkonfliktes entgegengewirkt werden. Auch Vorurteile und Sterotypen, die mit Rassismus, Antisemitismus oder Gewaltverherrlichung einhergehen, sollen im Trialog-Gespräch einen Raum finden, da jene Narrative nur so gesellschaftlich korrigiert und aufgebrochen werden können.

Weitere Informationen zum Projekt u.a: https://www.israelpalästinavideos.org/trialoge

[LB - 06.11.24]