FRIEDRICH MEYER - LEGENDÄRER MATHEMATIKLEHRER DES STADTGYMNASIUMS
Die Biografien von Gottfried Riehm und Felix Bernstein haben eines gemeinsam: die Wege zur Mathematik beider wurden von einem und dem gleichen Mathematiklehrer des Stadtgymnasiums geebnet: von Friedrich Meyer.
Was ist uns bis jetzt bekannt über Friedrich Meyer?
Sein Grab befindet sich auf dem Stadtgottesacker. Vom Friedhofsweg aus ist auf dem Sockel eines Obelisks folgendes zu lesen:
"Ihrem hochverehrtem Lehrer
Professor
Friedrich Meyer
Oberlehrer am Stadtgymnasium
zu Halle
Ehrendoctor der Universität
Halle-Wittenberg
die dankbaren Schüler"
Darüber finden sich die Darstellungen von Kegel, Halbkugel und Zylinder. Auf der Rückseite ist unter einem Ehrenkranz das folgende Zitat aus der Bibel zu finden:
"Wisset ihr,
was ich euch gethan habe?
Ein Beispiel habe ich euch gegeben,
daß ihr thut,
wie ich euch gethan habe.
Joh. 13.12.15"
Hinter dem Obelisken befindet sich, von Efeu umrankt und vom Wege aus nicht einzusehen, eine kleine schwarze Grabplatte mit den Angaben:
"Karl Friedrich
Meyer
geb. 5. März 1842
gest. 5. Decb. 1898"
sowie daneben
"Frieda Meyer
geb. Gesenius
geb. ... 1857
gest. ... 1900"
Im Universitätsarchiv ist im Jahrgang 1894 die Promotionsurkunde Friedrich Meyers zu finden.
Die Familie Riehm hatte ein enges Verhältnis zu Friedrich Meyer. Einige Briefe aus dem Briefwechsel sind erhalten. Friedrich Meyer wohnte zeitweise in Hause der Riehms (Burgstr. 28?).
Gottfried Riehm, durch die Förderung Meyers selbst Mathematiklehrer geworden, würdigte ihn zwei Jahre nach dessen Tode in einer Publikation für Mathematiker (s. rechtes unteres Bild). Er bemerkt, dass Meyer eigentlich der Weg in die Fachwissenschaft offen gestanden habe. Doch er blieb zeitlebens Lehrer am Stadtgymnasium.
Friedrich Meyer hatte 1861 das Abitur gemacht und in Breslau studiert. 1866 begann er seine Tätigkeit als Hilfslehrer am Gymnasium in Halberstadt. 1868, dem Jahr der Gründung des Stadtgymnasiums, wurde er zum ordentlichen Lehrer für Mathematik und Physik nach Halle berufen. Fast 31 Jahre lang blieb er dem Stadtgymnasium treu. 1866 sowie 1870/71 nahm er als Militärangehöriger an Kampfeinsätzen teil. Riehm betont, dass er Außerordentliches in der mathematischen Didaktik leistete (s. "Mitteilungen aus dem mathematischen Lehrplan des Stadtgymnasiums" bzw. "Elemente der Arithmetik und Algebra").
Er bemerkt weiter, dass Meyer versuchte, den Schülern die Cantorschen Ideen näherzubringen. Er zitiert ihn mit den Worten: "Auch die Mathematik hat ihre Ästhetik".
Gottfried Riehms Artikel endet mit der Frage, ob Friedrich Meyer für die Schule zu schade war. Zumindest hat er zur damaligen Zeit die Aufgabe eine Lehrers, die bis heute besteht, Talente zu finden und zu fördern meisterhaft erfüllt.
[Bk 28-06-10; Fotos B. Budnik]