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LESEABEND ZUM THEMA "DEUTSCH-JÜDISCHE LITERATUR AUS HALLE"AUS DER VERANSTALTUNGSREIHE "HALLE LIEST"

Am Freitag, dem 27. Mai 2011, fand eine weitere interessante Veranstaltung der Reihe "Halle liest - Deutsch-jüdische Literatur und eine Universitätsstadt" im Amerika-Zimmer der Franckeschen Stiftungen statt. Organisatorin und Moderatorin Frau v. Lips lud dazu fünf Gäste ein, die über einen jüdischen Autor/ eine jüdische Autorin sprechen und aus einem Werk zitieren sollten. Diese fünf Gäste waren:

- Prof. Max Schwab - Jüdische Gemeinde zu Halle - zitierte aus Emil L. Fackenheims Buch "Was ist Judentum - eine Deutung für die Gegenwart"
- Sabine Wolff - Stadträtin - zitierte eine jüdische Ärztin
- Ralf Rodewald - Kustos des Stadtmuseums - zitierte aus Frontbriefen jüdischer Soldaten aus dem I. WK
- Ulrike Rühlmann - Geschäftsführerin der Bürgerstifung - zitierte aus Werken Ludwig Börnes
- Bernd Budnik - Lehrer an der IGS.Halle - zitierte aus der Autobiographie Martin Feuchtwangers "Zukunft ist ein blindes Spiel"

Die Moderatorin, Ingeborg v. Lips, ergänzte das Thema mit literarischen Zitaten von Kurt Bauchwitz.

Die Projekt-Gruppe "Spurensuche" der IGS.Halle war durch Herrn Budnik vertreten, der auf Wunsch der Moderatorin über Martin Feuchtwanger, dem Bruder Lion Feuchtwangers, in seiner hallenser Zeit sprach und dabei aus der Autobiographie "Zukunft ist ein blindes Spiel" zitierte. Ausgangspunkt der Recherchen zu Martin und Bella Feuchtwanger (Schwester von Martin und Lion Feuchtwanger) war die Frage, ob der  Sohn von Martin und Stefanie Feuchtwanger (erste Frau Feuchtwangers, geborene Cahn, Heirat im September 1910 möglicherweise in Halle), der am 26.10.1912 in Halle geborene Klaus Feuchtwanger (verstorben 1982 in New York), Schüler des Stadtgymnasiums war. Dies muss nun leider verneint werden. Obwohl es scheinbar keinerlei Verbindung der Feuchtwangers zum Stadtgymnasium gab waren die Recherchen interessant und zeigten, dass der jüdische Verleger Martin Feuchtwanger sehr erfolgreich bis 1933 in Halle tätig war, unwahrscheinlich viel persönliches Engagement  in seinen Korrespondenzverlag und den später gegründeten Verlag "Fünf Türme" steckte und es nicht wirtschaftliche Schwierigkeiten waren, die ihn zum Weggang aus Halle bewegten, sondern rein politische. Zum Glück, muss man heute sagen, ist er diesem Druck in Nazideutschland rechtzeitig durch seinen Umzug nach Prag (1934?) und die spätere  Emigration nach Palästina (1939) ausgewichen, denn das rettete ihm das Leben (seine Schwester Bella wurde 1943 von Prag aus rein rassischen Gründen nach Theresienstadt deportiert). Die Verbindung zum Stadtgymnasium waren durch die Vorträge von Prof. Max Schwab, der aus einem Buch von Emil L. Fackenheim las, und durch die Bemerkungen von Frau v. Lips über Kurt Bauchwitz gegeben. Fackenheim und Bauchwitz waren Abiturienten in unserem Hause gewesen (s. entsprechende Artikel hier auf der Homepage). Erstmalig konnte persönlich mit Max Schwab gesprochen werden, dessen Vater, Julius Schwab, ebenfalls Schüler des Stadtgymnasiums gewesen war (s. Artikel über Julius Schwab auf dieser Homepage). Herr Schwab besitzt das Abiturzeugnis seines Vaters und versprach, eine Kopie dem historischen Schularchiv der IGS zukommen zu lassen.

Die Veranstaltung kann als durchaus gelungen betrachtet werden, obwohl die zeitliche Beschränkung der Gäste in ihren Vorträgen auf 10 Minuten nicht jedem gelang. Der Moderatorin und Initiatorin sei dafür gedankt, das Thema deutsch-jüdischer Literatur aus Halle für ein Jahr lang auf die Tagesordnung gesetzt zu haben. 


Zu den Fotos:
1 - Moderatorin Ingeborg v. Lips mit der Autobiographie Martin Feuchtwangers in der Hand
2 - Frau Wolff und Herr Rodewald
3 - ganz rechts: Prof. Schwab
4 - rechts: Herr v. Lips und neben Frau v. Lips der Pfarrer der Franckeschen Stiftungen
5 - Ein Blick ins Publikum
6 - Originalbriefumschläge aus den Verlagen des Martin Feuchtwanger (unten 1927, oben 1934 - im Besitz des historischen Schularchivs der IGS)
7 - Roman, der von Martin Feuchtwanger in seinem "Fünf-Türme-Verlag" verlegt wurde (im Besitz des historischen Schularchivs der IGS)
8 - die Leseabendrunde; stehend Herr Budnik
9 - Recherche von Herrn Reinhard W. nach Klaus Feuchtwanger, der offensichtlich Schüler des Stadtgymnasiums 1930/31 war


Die Folien und Kopien von Artikeln Martin Feuchtwangers aus der Saale-Zeitung (Quelle Stadtarchiv Halle; I. v. Lips), die von Herrn Budnik in seinem Vortrag benutzt wurden, gehen mit ins historische Schularchiv der IGS ein.

Weiterführende Links:
- Interview von I.v. Lips mit Radio Corax über das Projekt "Deutsch-Jüdische Literatur aus Halle"
- Lesebuch zum Thema deutsch-jüdische Literatur aus Halle
- Bürgerstiftung Halle
- Stadtmuseum Halle
- Jüdische Gemeinde zu Halle
Weitere interessante Veranstaltungen findet der Leser im Programm von "Halle liest".


[Bk 28-05-11; Fotos Bk/H.v.Lips]