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DER NACHLASS VON ERNST OTTWALT UND SEINER FRAU WALTRAUT

Im Deutschen Exilarchiv, das Teil der Deutschen Nationalbibliothek (Standort Frankfurt am Main) ist, befinden sich die Nachlässe bekannter Künstler und Politiker, die in der Nazizeit Deutschland verlassen haben. Darunter findet man auch den Nachlass von Ernst Ottwalt, seiner Frau und Dokumente, die die Schwester Waltrauts - Ilse Bartels - betreffen. Diese Originaldokumente sind Erwerbungen des Archivs, also nicht durch Schenkungen der Familie zustande gekommen. 
Die Eingabe des Namens "Ernst Ottwalt" in das Suchfeld 
http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.2/SET=2/TTL=11/NXT?FRST=1 
ergibt 34 Treffer. Das älteste Originaldokument stellt der Taufschein von Ernst Gottwalt Nicolas aus dem Jahre 1901 dar. Zu den für unsere schulhistorischen Untersuchungen interessanten Dokumenten gehört das Reifezeugnis des Stadtgymnasiums vom September 1920, das polizeiliche Führungszeugnis über den dreijährigen Aufenthalt Ottwalts in der Stadt Halle vom April 1921, die Dokumente zur literarischen Tätigkeit beginnend mit dem Gedicht "Das Leben" von 1924 (über den Roman "Ruhe und Ordnung" - Halle während der Novemberrevolution mit Hinweisen auf die Schule - gbt es keine Dokumente im Nachlass - möglicherweise wurden sie von der GESTAPO beschlagnahmt) bis hin zum Ahnenpass von 1943 (dieser wurde von der Ehefrau nach ihrer Ausweisung aus der Sowjetunion ausgefüllt und enthält als Adressangabe "im Gefängnis in Russland"). Interessante Dokumente, die die Person Waltraud Nicolas' betreffen, sind u. a. ihre Briefe aus den 50er Jahren an Personen in der DDR, Englands und der BRD, die um 1936 ebenfalls im Exil in Moskau waren, um Informationen über den Verbleib ihres Mannes zu erhalten. Die Originalmitteilung aus der Sowjetunion (1958) über den Tod von Ernst Ottwalt ist zu finden wie ein Paket-Beschlagnahmeschein der DDR-Zollorgane von 1960. Waltraut Nicolas hatte eines ihrer Erinnerungsbücher an Hanns Eisler in der DDR schicken wollen. Als Beschlagnahmegründe wurden angegeben: "Hetze gegen die Sowjet-Union" und "Versand antiquarischer Bücher". 

Die Recherche nach Fotos ergab leider nur einen einzigen Fund: das letzte Foto von Ernst Ottwalt, das 1936 von ihm vor der Verhaftung in Moskau angefertigt wurde.

Der Zielstellung, Namen und Adressen von noch lebenden Verwandten der beiden zu finden, sind wir nicht näher gekommen, da auch das Exilarchiv keinen Kontakt zur Familie hat. Da Ernst und Waltraut keine Kinder hatten und ebenso die Schwester Waltrauts, Ilse, ledig bis an ihr Lebensende blieb, scheint sich nur über die ältere Schwester Elisabeth noch eine Möglichkeit zu finden, auf Verwandte zu stoßen. In den Dokumenten wird eine ältere Schwester "Elisabeth Bartels-Troje" aufgeführt. Eine Person diesen Namens hat 1969 ein Büchlein "Für stille Stunden" veröffentlicht, dessen Inhalt eindeutig auf den Geburtsort der Familie Bartels bei Hannover verweist. Da es im Internet einige Verfasser von Arbeiten mit dem Nachnamen "Bartels-Troje" gibt, heißt es nun, diese anzuschreiben ob sie Kinder von Elisabeth Bartels-Troje sind. Zielstellung ist, einen Verwandten von Waltraut Nicolas geb. Bartels bzw. Ernst Ottwalt zu finden, mit deren Hilfe die Rehabilitierung der beiden in Moskau beantragt werden kann.

[Bk, 07-01-2010] 

QUELLE: DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK FRANKFURT AM MAIN (EXILARCHIV 1933 - 1945)

Informationen zu Ernst Ottwalt, Waltraut Nicolas, Ilse Bartels und Elisabeth Bartels-Troje werden erwünscht unter schulgeschichte@igs-halle.de.