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DAS SERNAUHAUS IN HALLE UND DIE FAMILIE BAUCHWITZ

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In der Forsterstraße 29, also unweit der Schule über das Steintor gegenüber den beiden Supermärkten findet man ein markantes weißes Gebäude, gebaut in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, das sogenannte "Sernau-Haus" (heutiger Zustand s. Abb. oben). Die Beziehung dieses architektonisch besonderen Hauses (1921/22 von den jüdischen Architekten Alfred Gellhorn und Martin Knauthe für den hallischen jüdischen Fabrikanten Paul Edgar Sernau gebaut) zu unserem Schulstandort ist durchaus etwas weitläufiger. Der schon auf früheren Seiten erwähnte Absolvent des Stadtgymnasiums, Kurt Bauchwitz (sprachbegabt, talentierter Rechtsanwalt, Dichter), hatte eine Schwester: Charlotte (Lotte) Bauchwitz (23.06.1899 - 23.09.1989). Diese heiratete Paul E. Sernau. Damit ist die Verbindung über die Familie Bauchwitz zum Schulstandort klar.


Ehem. Wohnhaus von der Krausenstr. aus gesehen
(heute Kindergarten "Stadtzwerge", Krausenstr. 12)

Paul E. Sernau und Charlotte Bauchwitz (genannt Lotte) hatten auch drei Söhne, die in Halle geboren wurden, aber nicht das Stadtgamnysium besuchten (s. Ausschnitt aus dem Stammbaum der Familie Bauchwitz/Bates: Peter, Gunther und Kurt). Dies ist auch nachvollziehbar. Das Stadtgymnasium war ein so genanntes humanistisches Gymnasium, an dem die alten Sprachen (Latein, Griechisch) eine große Rolle spielten. Die Söhne eines Fabrikanten (s. Ausschnitt aus dem hallischen Adressbuch von 1930 und Wikipia-Artikel zu Gellhorn und Knauthe) sollten wohl eher andere Fächer beherrschen. Es ist anzunehmen, dass sie im nahegelegenen (das Wohnhaus befand sich dem Bürogebäude gegenüber) Reformrealgymnasium ihr Abitur ablegten (wird vermutet).  

Unter den in den USA befindlichen "Roy C. Bates Papers" (s. Abbildung 8 oben) befindet sich auch die Heiratsurkunde von Charlotte Bauchwitz und Paul E. Sernau.

In den USA gibt es bis heute eine kleine Firma namens "Paul E. Sernau Inc.", die Spielsachen aus Asien und besonders China in die USA importiert. Auf Grund der Namensgleichheit und dem Fakt, dass Paul E. Sernau aus Halle Spielwaren nach Nordamerika exportierte (s. Adressbuch) ist anzunehmen, dass sie vom Hallenser Paul Edgar Sernau in den USA gegründet wurde.  Auf die engen Kontakte aus Halle in die USA lässt sich auch aus dem in einem amerikanischen Antiquariat angebotenen Briefumschlag der Firma aus dem Jahre 1932 schließen (s.  Abbildung 6), auf dem auch das Gebäude in der Forsterstraße abgebildet ist.

Auch architektonisch ist das Sernau-Haus von Bedeutung. Eine im Netz verfügbare Dissertation (Abb. 2 + 3, Annette Bußman zum "Neuen Bauen" in der Weimarer Republik) erläutert das Besondere an diesem Haus, dass sich Sernau als Bürohaus für seine Firma bauen ließ. Ein in diesem Stil geplantes Wohnhaus für Paul und Charlotte Sernau wurde jedoch nicht realisiert.

Ausschnitt aus der OpenStreetMap-Karte


Ehem. Wohnhaus vom Verwaltungsgebäude aus gesehen

Ergänzung: Dennis Allon, der Enkel von K. Bauchwitz, gab uns folgende Auskunft: Es ist richtig, dass der Hallenser Paul E. Sernau die amerikanische Firma "Paul E. Sernau Inc." vor dem ersten Weltkrieg gegründet hat. Das Gebäude in der Forsterstraße wurde als Verwaltungsgebäude der Exportfirma für Spielsachen von Paul E. Sernau genutzt. Das Gebäude selbst war ein Hochzeitsgeschenk von Edmund Bauchwitz, dem Vater von Kurt und Lotte Bauchwitz. Letztere heiratete Paul 'E. Sernau 1920. Hinter dem Verwaltungsgebäude befindet sich die ehemalige Villa der Sernaus, in der sie bis zu ihrer Emigration nach Japan lebten. Das Gebäude wurde später zum Kindergarten umfunktioniert. So weit die Auskünfte aus Israel über die Verbindung des Sernau-Hauses in Halle zur Familie Bauchwitz.


[Bk 12-12-11; Fotos Bk]

schulgeschichte(at)igs-halle.de