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STADTARCHIV PROJIZIERTE RIEHM-FOTOS AN DIE HAUSWAND DES RATSHOFES

Dass das Kulturangebot der Stadt Halle mitunter unübersichtlich groß ist, zeigt ein Event des Stadtarchivs, das trotz wesentlicher Bezüge zu unserem Schulhaus vollständig an uns vorbeiging und übersehen wurde: Am 11.11.11 hat das Stadtarchiv 530 Fotos von Gottfried Riehm an die Wand des Ratshofes projiziert. Die Aktion sollte am 27. Oktober stattfinden, musste aber auf Grund des Bombenfundes verschoben werden. Erinnern wir uns: Gottfried Riehm, der fast ein halbes Jahrhundert lang Schüler und Lehrer in unserem Schulhaus gewese war, war auch ein leidenschaftlicher Fotograf. Er fotografierte viele alte Straßen und Plätze der Stadt, die auf 628 Glasplatten (Negative) nach seinem Tode 1928 von seiner Frau an die Stadt übergeben wurden.
Leider war die AG Spurensuche über das Vorhaben des Stadtarchivs nicht informiert und wir müssen deshalb auf einen Artikel des HalleForum verweisen. Schade!

Die weitere Erforschung des Lebens von Gottfried Riehm bringt auch weiterhin neue Erkenntnisse, die vor allem durch die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Enkeltochter G. Riehms, Irene Staeves, begründet ist. Frau Staeves war so freundlich, uns eine alte Fotografie G. Riehms aus dem Jahre 1890 zuzuschicken. Abgebildet ist die damalige Wettinerstraße, heute Karl-Liebknecht-Straße. Im Haus Nr. 19 wohnte die junge Familie Riehm (Foto 1), hier wurde im gleichen Jahr der Sohn Fritz geboren, der später ebenfalls Abiturient in unserem Hause war. Durch Bildvergrößerung konnte die junge Frau auf dem Foto auf dem Balkon im Erdgeschoss als die Ehefrau Riehms identifiziert werden. Damit ist auch klar, welche Wohnung von der Familie bewohnt wurde. Natürlich war es dann einfach, das heutige Aussehen des Hauses (gegenüber der Stephanuskriche) zu fotografieren, um es mit der historischen Aufnahme zu vergleichen (Foto 2). Eigentlich war nur die Frage zu klären, ob die Nummerierung der Häuser in dieser Straße geändert wurde oder nicht. Da half uns eine Lebensgeschichte eines anderen Abiturienten des Stadtgymnasiums, der zwei Häsuer weiter in der gleichen Straße später gewohnt hatte: Emil L. Fackenheim, jüdischer Schüler und später bedeutender jüdischer Philosoph, wohnte in der Wettiner Str. 17 (auf dem Riehm-Foto noch eine Hauslücke). Emit Fackenheim war in den 90er Jahren (s. Artikel zu Emil L. Fackenheim) mehrmals in Halle, stand vor dem Haus und veröffentlichte auch ein Foto in seiner englischsprachigen Autobiographie "An Epitaph for German Judaism - From Halle to Jesusalem".  Das Haus, das er bewohnte, ist auch heute noch die Nr. 17.
Später ließ sich Gottfried Riehm ein eigenes Haus in der Reichardtstr. 19 bauen, das nicht allzu weit von der Wettinerstraße entfernt liegt.

Wir danken Fritz Riehm und Frau Irene Staeves für die Übermittlung der Fotos.

Quellen
1 - histor. Foto Wettiner Str. 19 im Besitz von Fritz Riehm (Wiesbaden)
2 - heutiges Aussehen des Hauses Karl-Liebknecht-Str. 19
3- das einzige existierende Foto von G. Riehm mit einer Kamera (Foto ist im Besitz von Fritz Riehm)

[Bk 23-11-11]