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STOLPERSTEINVERLEGUNG IN HALLE AM 3. NOVEMBER 2012

Es fühlte sich ein bisschen an wie „wir müssen noch schnell etwas erledigen“. Als ich am Sonnabend gegen Mittag der Löwenapotheke auf dem halleschen Markt zustrebte, kniete Gunter Demnig bereits vor der Eingangstür des Hauses Brüderstraße 17 und verlegte die Stolpersteine für Max Holländer und seine Frau. Etwa 10 Leute wussten, was hier passierte, würdigten andächtig die Handlung, hielten noch schnell alles per Foto fest und schon war Herr Demnig zur nächsten Verlegung verschwunden. Zum Glück gab es einen ungefähren Plan und die Zuschauer trafen sich an verschiedenen Häusern in der Stadt Halle wieder. Ein Stein für Alfred und Jenny Goldmann in der Wörmlitzer Straße 108, der nächste für die Hellermanns in der Rudolf- Breitscheidt- Straße 14, nun traf man sich am Steintor 18. Hier wohnte Ida Elkan. Ihr Stein wurde aus der Spendenaktion der IGS.Halle finanziert. Nach der Verlegung der Steine in der Lafontainestraße 4 für Leo Schönbach und 10 für Richard Hesse und im Mühlweg 55 für Rosa Cohn und Adolf Friedländer war unsere letzte Station die Albert- Schweitzer-Straße 54. Dieses Haus, gebaut von einem jüdischen Architekten für eine jüdische Familie, ist heute im Besitz einer Studentenverbindung. Hier wurden ein paar Worte zu den früheren Bewohnern, der Familie Müller, gesagt, verbunden mit dem Aufruf an die jungen Studenten, die das Geschehen vom Balkon aus beobachteten, gut auf die Steine zu achten und für ihre Unversehrtheit zu sorgen. Die letzten Steine sollten im Harz 18 gelegt werden. Der Betonboden dort stellte wohl ein größeres Hindernis dar. Ich habe heute nicht nur schnell etwas erledigt, ich habe ganz bewusst mir an diesem Tag Zeit genommen und klaglos die Novemberkälte in Kauf genommen, um auch diesen jüdischen Bürgern der Stadt Halle meinen Respekt zu erweisen.

Annika Vogel

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Heute war es soweit: die beiden von der IGS gespendeten Stolpersteine für Ida Elkan (Am Steintor 18) und Albert Müller (Albert-Schweitzer-Str. 54) wurden von  Gunter Demnig aus Köln verlegt. Unsere Schule wurde dabei von 3 Lehrern und einer Schülerin - und  das trotz der Ferien - würdevoll vertreten.  Aber auch Prof. Max Schwab nahm, trotz seines Alters und angeschlagener Gesundheit, sowohl an der Eröffnung vor der Löwenapotheke am Markt als auch an den für unsere Schule so wichtigen Adressen teil.  Wir konnten feststellen, dass es immer wieder interessierte Bürger aus den entsprechenden Häusern oder der Nachbarschaft gibt, die das Gespräch mit uns über die ehemaligen jüdischen Bewohner der Häuser suchten.

Der Verein Zeitgeschichte, der die Verlegung der Stolpersteine in Halle leitet, war auf Grund der Erkrankung von Frau Heidi Bohley durch Marlies Splett vertreten. Frau Splett erinnerte sich gerne an die Zusammenarbeit mit der IGS in den 90er Jahren, da sie mit ihrem Mann damals einen professionellen Film über den Modellversuch an der IGS machte. Sie hat ebenfalls mit ihrem Mann  den Film "Juden in Halle" gedreht und bot an, in die Schule zu kommen um den Film zu zeigen. 

Die Adresse Albert-Schweitzer-Str.54 hatte eine besondere Spezifik, darin waren sich alle Teilnehmer einig. Das Haus, das durch ein jüdisches Architektenbüro für den jüdischen Rechtsanwalt Dr. Albert Müller gebaut wurde (Albert Müller legte sein Abitur in unserem Schulhaus ab er wurde am 3.6.1942 deportiert und in Sobibor getötet) ist heute Eigentum einer Burschenschaft. Albert Müller musste in der NS-Zeit sein Haus unter Preis an einen Nazi verkaufen und in ein sogen. Judenhaus ziehen.
Albert Müller wurde übrigens am 1. Juni 1942 deportiert, war also ebenfalls in dem ersten Deportationszug aus Halle nach Sobibor, aus Anlass der 70. Wiederkehr des Datums  die Klasse 8b im Frühjahr eine Gedenkveranstaltung auf dem Hallischen Bahnhof organisiert hatte.

Vor dem Haus in der ehem. Zeppelinstr. wurden Steine auch für die Schwägerin Albert Müllers, Else Baer, und seinen jüngeren Bruder Emil Müller sowie Lucie Helft, geb. Heinemann gesch. Stern verlegt.

Begleitet wurde die Verlegung von einem studentischem Projektteam der MLU, das bis zum März nächsten Jahres eine Dokumentation erstellen wird.

Weitere Stolpersteine wurden am heutigen Tage in Halle verlegt für

- Max und Elvira Holländer in der Brüderstr. 17
- Cäsar und Adele Salomon sowie Regina Lewin am Harz 18
- Leo Schönbach in der Lafontainestr. 4
- Richard Hesse in der Lafontainestr.10
- Rosa Cohn und Adolf Friedländer im Mühlweg 55
- Hermann und Selma Hellermann in der Rudolf-Breitscheid-Str. 14
- Alfred und Jenny Goldmann in der Wörmlitzer Str. 108

Die neu verlegten Steine werden natürlich auch von der AG Spurensuche in die freie OSM-Karte von Halle eingetragen.

Weiterführende Links:
Übersicht über Orte in Deutschland mit in OSM-Karten digital registrierten Stolpersteinen
- Informationen aus dem Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle zu Albert MüllerElse MüllerLucie Helft und Ida Elkan
- ATV-Filmstudio Halle (--> Film "Juden in Halle")
- aktuelle Übersicht über die in Halle verlegten Stolpersteine (Wiki)

>> Foto 2 mit Gunter Demnig, dem wir die Idee der Stolpersteine zu verdanken haben und der diese auch deutschlandweit verlegt 
>> Foto 5 mit Prof. Max Schwab und Frau Splett

[Bk 03-11-12]